Das Quadrat ist ein Format, das mich herausfordert. Im Quer- oder Hochformat geht fast alles. Man kann etwas photographieren. Je nach Ausdehnung des Motivs quer- oder hochformatig. Das Quadrat muss sorgsam verteilt werden mit den Flächen und Linien. Leicht fällt hier auf, wenn ein Detail nicht passt. Das macht es so schwierig, im Quadrat Bilder zu komponieren. … Wenn es aber passt, dann ist es um so reizvoller.
Wer Stadturlaub macht (was ich mir wieder wünsche – nach Corona), der möchte das oft unverzichtbare Stativ nicht volle Tage lang herumtragen. In Städten liebe ich es, ein Quartier mitten in der Stadt zu haben, dann nämlich kann ich nach einem halben Tag mit dem Rechteck in der Kleinbild- oder Digitalkamera eine zweite Runde mit Mittelformat und Stativ antreten. Wenn auch das keine Option ist, dann heißt das für mich, dass ich statt einer einäugigen Spiegelreflex lieber eine TLR (»twin lens reflex«), eine Kamera, bei der der Spiegel feststeht, benutze. Damit nämlich entfällt der Spiegelschlag und damit ein Verwacklungsrisiko. Beim Gewicht spare ich nicht viel. Die Mamiya C330 ist nicht viel leichter als eine Hasselblad. Aber: Ich kann bedeutend längere Belichtungszeiten aus freier Hand halten (um so besser, wenn ich die Kamera aufstellen kann…)
Eine Tücke beim Quadrat ist eben die Komposition (wie oben gesagt), und die fällt mir sehr viel leichter auf der Mattscheibe als im Durchblick-Sucher. Auf der Mattscheibe, von oben betrachtet, ist das Bild schon zweidimensional, ich schaue auf ein Bild, wenngleich es noch kein Abzug, noch keine Vergrößerung ist, sondern nur eine Projektion auf die Mattscheibe. Fürs Quadrat tut das meinen Bildern gut, finde ich. Mit der Mamiya 6 (einer Messsucherkamera in 6×6) habe ich viel Mühe gehabt, meine Bilder zu bauen und außerdem öfters Details übersehen. Es fällt nicht leicht, alles zu sehen, wenn man mit einem Auge durch den Messsucher schaut. Ich jedenfalls schaue dann leicht auf etwas, auf mein Motiv.
Fürs Quadrat jedenfalls wünsche ich mir einen Schachtsucher und eine Mattscheibe. – Im Quadrat sind stürzende Linien noch schwieriger als im Rechteck: Weil Architektur aber meist noch oben viel weiter ausgedehnt ist als nach unten, kommt man selten ohne Neigung der Kamera nach oben aus. Wenn man aber neigt, stürzen die Linien, das ist nicht zu vermeiden. (Es sei denn man benutzt eine verstellbare Kamera, dazu ein anderes Mal.)
Für das größere Format meinen manche, dass doch mehr Filmempfindlichkeit helfen könnte. Leider ist das nicht so. Denn einmal sind die Objektive an sich nicht so lichtstark. Andererseits aber braucht es mehr Schärfentiefe im Mittelformat. Ein Normalobjektiv hat 80 mm statt 50 mm im Kleinbild. Also muss man weiter abblenden, um gleichviel Schärfe zu erzielen. Außerdem leben die Bilder von den Details und Strukturen. Die würden durch sichtbares Korn behindert. Also nutze ich auch mit Mittelformat eher niedrigempfindliche und entsprechend feinkörnige Filme.
Oft entdecke ich Kleinigkeiten beim Ausarbeiten der Bilder oder erst anschließend beim Ausflecken o.ä. Die Details waren bei der Aufnahme da, aber ich merke, wie viel ich übersehe…
P.S. Das Bild oben ist noch mit der Rolleiflex 2.8GX (die ich früher mal im Einsatz hatte vor der Mamiya C330) aufgenommen. Die war auch noch etwas leichter und handlicher.