Als M. neunzehn wurde, habe ich ihm Portraits von ihm und seiner damaligen Freundin (und jetzigen Frau) geschenkt. Gestern war wieder so ein Geburtstag des M., jetzt ist er 33! – Und ich dachte, dass das passen könnte, über meine Portraits etwas zu schreiben. – Einen Brief an M. habe ich gestern geschrieben und hoffe, dass er den heute erhält.
Ich liebe Tonwert-Partituren. Bei mir geht es nicht um Effekte, darüber, mit Licht eine Stimmung schaffen zu wollen, habe ich vor vielen Jahren (eher Jahrzehnten) mal nachgedacht und damals geübt. Okay, das kann man. Mir geht es aber auch bei Bildern von Menschen, die ich fast ausschließlich verschenke, weil ich so viel Arbeit damit habe, dass ich mir die nicht bezahlen lassen könnte, so dass es angemessen wäre. Und unter Preis geht auch nicht. Also bin ich zu dem Ergebnis gekommen: Ich entscheide, was und wen ich photographiere. Dafür, für den Menschen und für die Bilder, mache ich mir gern ein Wochenende Arbeit für ein Bild mit – wenn erforderlich – acht oder zwölf Stunden im Photolabor.
Damals habe ich zwei oder drei Rollfilme mit der Hasselblad 500c/m (und 3.5÷100 mm) belichtet mit zwei Studioblitzen und Durchlichtschirmen. Es gab neben Bildern von M. auch Bilder von L., seiner Freundin/Frau, und auch solche, auf denen die beiden gemeinsam sind. – Insgesamt also etwa 36 Aufnahmen (wenn es denn drei volle Filme sind). Davon allein ist M. auf etwa einem Drittel, also rund auf zwölf Negativen. Einige eher leger gekleidet mit T‑Shirt, eine eher etwas feiner (wie hier). Kurz gesagt: Es ist ein Bild von etwa sechs Aufnahmen in diesem Outfit.
Der Vorteil bei wenigen Aufnahmen ist, dass mein Gegenüber, die oder der protraitierte, nicht ermüdet. Bei manchen, die hunderte Bilder aufnehmen, ist irgendwann alle Interaktion mit mir und alles Leben im Gesicht gewichen zugunsten der Langeweile oder Ermüdung.
Vor dunklen Hintergründen habe ich keine Angst: Ich möchte ja das Gesicht eine Geschichte erzählen lassen, und dazu brauche ich ein voll durchgezeichnetes Negativ. Welche Bereiche ich anschließend bei der Ausarbeitung einfach schwarz wiedergebe, welche Bereiche die eigentliche Geschichte erzählen, das entscheide ich nach der Aufnahme. Und dazu ist mein Aufnahmeprozess angelegt. Entsprechend reichlich belichte ich, entwickle angemessen und entscheide dann im Labor (oder bei der digitalen Ausarbeitung), wie es weitergeht.