Das Quadrat ist einerseits ein interessantes Seitenverhältnis. Andererseits ist es nicht einfach, Flächen und Strukturen im Quadrat zu ordnen, weil hier um so schneller und leichter auffällt, wenn etwas nicht ganz passt. Die Komposition jedenfalls gelingt mir mit einem Lichtschacht und eienr Mattscheibe, auf die ich schaue, deutlich besser als mit Durchsicht-Suchern. Ich hatte mal eine Mamiya 6 und mit der fiel mir auf, dass bei den meisten Bildern meine Fertigkeit zur Komposition nicht ausreichte. Das ist bei zweiäugigen 6×6 Kameras einfacher (für mich).
Hier in Kopenhagen vor Jahren fand sich die passende Komposition erst, als ich mir einen Standpunkt gesucht hatte, und dann die Kamera auf ein Mini-Stativ stellte, das nur ca. 30 cm Höhe bringt. So konnte ich mit Blende 11–16 (mit hinreichend Schärfentiefe) dies Motiv aufnehmen. Ein Stativ hilft oft. Einfach, weil ich nicht im Augenblick entscheiden muss, während ich die Kamera halte. Ich kann mir einige Minuten Zeit lassen, noch einmal schauen, ob 20 cm weiter links vielleicht besser wären für die Verteilung der Flächen und Linien im Quadrat.
Das richtige Licht hilft. – Aber es nutzt auch, wenn ich mir keine Sorgen über mein Verwackeln machen muss. Schärfe und Details sind bei dieser Art von Bildern wichtig. Einige Minuten nach diesem Bild habe ich ein paar Meter weiter ein weiteres aufgenommen, das für den nächsten Beitrag vorgemerkt ist.
Das Spiel und Experimentieren mit den Seitenverhältnissen (also mal 2:3, mal 3:4, 4:5, 6:7 und 1:1) bewirkt bei mir je unterschiedliche Kompositionen und einfach unterschiedliche Sehweisen. Ich finde es interessant, wie unterschiedlich ich auf Seitenverhältnisse reagiere: Ich denke eher nicht in Ausschnitten (das ist so eine Notlösung), sondern ich baue und denke unterschiedlich, je nach dem Seitenverhältnis, das ich gerade nutze. Für mich ist das eine Art ästhetischen Kraftraum-Trainings, das mich wach und lebendig hält.