Wie im letzten Beitrag geschrieben: Ich war zu einer Probe nahe Sulingen zu früh. Bin mit Kamera und Stativ herumgelaufen und habe länger keine Bilder wahrgenommen. Der Gedanke für diesen Blogbeitrag ist: Die Bilder sind stets da, man muss sie bloß wahrnehmen. Das aber ist genau die Schwierigkeit und Herausforderung. Manchmal bin ich auf Motive fixiert, von denen ich denke, dass ich sie bei einem Spaziergang würde festhalten können. Das aber passt oft nicht. Das Licht steht nicht optimimal, eine Linie passt einfach nicht. Ich weiß dann sofort, dass dies Bild nicht funktioniert. Allein: Meine Erwartung behindert die Offenheit für so vieles andere.
Das ist wie beim Musikmachen: Es sind so viele Kompositionen möglich, so viele Wege von einem zum anderen Akkord. Man muss nur wach für die Linien des Solisten sein, bereit, sich drauf einzulassen. – Bei mir ist das oft erst nach einer ganzen Zeit des (oft frustrierenden) Suchens nach Bildern der Fall, dass ich entdecke, was ich nicht erwartet habe. Dass da Motive sind, die ich nicht gesucht habe (frei nach Jesaja 65,1f). In einem Film über und mit Henri Cartier-Bresson sagte ein Freund, dass H.C.B. plötzlich die Kamera ergriff, ein Bild machte, etwas gesehen hatte, wo der, der daneben lief, nichts gesehen hatte. Und es wurde eines der berühmten Bilder Cartier-Bressons, das der Mitläufer überhaupt nicht wahrgenommen hatte.
Ich war wieder kurz vor meinem Parkplatz angekommen. Das Stativ, ein Manfrotto 055, drückte schon auf meiner Schulter. Und an diesem Haus entstand das Bild vom letzten Beitrag und auch das hier. Beide innerhalb weniger Minuten. Eigentlich simpel. Man muss die Bilder bloß wahrnehmen. Dann gilt es, die Linien und Strukturen zu sortieren. Dazu hilft ein Stativ mir jedenfalls deutlich. APX-100 oder RPX-100, Hasselblad 500cm. – Ich versuche in den letzten Jahren zunehmend offen rumzulaufen, keine Bilder im Kopf in der Welt zu suchen. Sondern zu sehen, was mich anspricht. Das ist auch nicht immer ein Garant, aber es vermeidet Frustration.